Tuesday, October 25, 2011

action auf irisch - the guard

Darf ich vorstellen: ein beleibter, alternder Provinzbulle in ausgebeulten gräulichen Riesenbaby-Unterhosen. Der erste Eindruck von Gerry Boyle (ein fantastischer Brendan Gleeson!) überzeugt zumindest in der Form, als dass das Klischee eines dümmlichen, nur noch auf die Pension hinarbeitenden Aktenvernichters vom Lande sehr gut zusammen zu passen scheint mit seinem derben Humor und den offenbar mit lauter dummen Vorurteilen bespickten, rassistischen Sprüchen. Dass dieser Eindruck jedoch lediglich an der Oberfläche kratzt, ist spätestens dann klar, als Boyle, abgeklärt und fast gelangweilt, die Leiche eines erschossenen Gangsters untersucht und es sich dabei nicht verkneifen kann, seinen neuen Kollegen aus der Großstadt mit einem würzigen Griff in den Schritt des Toten zu schockieren. Die gekonnt aufgebaute Antipathie des Zuschauers verwandelt sich im Laufe der ersten 10 Minuten allmählich und nahezu ungewollt in eine Art angewiderte Faszination.


Bildquelle
Die Bühne betritt sein vermeintlicher Gegenspieler: Everett (Don Cheadle) - ein junger, durchtrainierter und vor allem farbiger FBI-Agent mit internationalem Renomee, der Boyle anfangs ebenso angewidert und abschätzig begegnet wie das Kinopublikum. Erst nachdem Boyle sich trotz seiner fülligen Körpermasse als zäher Frühsportler outet, fängt Everett an, sich mit dem plump wirkenden Iren näher zu beschäftigen und seine eigenen Vorurteile gegenüber dem Klischee-Landei zu revidieren.

Der Konflikt des Films entsteht dann auch nicht durch den offensichtlichen kulturellen und ethnischen Unterschied der beiden Protagonisten, sondern wird erzeugt durch eine Drogen schmuggelnde Bande, die selbst vor Polizistenmord nicht zurückschreckt, und korrupte Machenschaften auf Seiten der vermeintlichen Gesetzeshüter. Und so wird Boyle in seinem ganzen ordinären, zuweilen gar abstoßenden Glanz zum moralischen Antihelden, der mithilfe des lange ahnungslosen FBI-Agenten, Gangster und Korruption im Alleingang zu Fall zu bringen versucht.

Lange habe ich nicht mehr so viel Spaß gehabt im Kino. Die Bilder und die Geschichte sind unerwartet gelungen und brechen nicht nur mit Klischees sondern auch mit Konventionen. Dabei wirkt der Film nicht überladen mit kreativen Ideen und originellen Kniffen. Im Gegenteil, leise und unaufdringlich wird die Geschichte erzählt. Es sind die kleinen Szenen zwischendurch, die so prall gefüllt sind mit Komik, dass es eine wahre Freude ist. Ich sag nur Schoko-Milchshake.

Für geübte Versteher des irischen Dialekts, sei die Originalfassung empfohlen. Für alle anderen ist die deutsche Fassung trotz allem auch ganz gut gelungen. Ich komm übrigens gern nochmal mit!

2 comments:

fiel.kuhla said...

hah, hatte ich schon gesneaked und die ersten 15 min gedacht, dass ich den film unbedingt mit meinem irischen mitbewohner sehen müsste - bis ich merkte, dass es gar nicht mehr die vorschau, sondern schon der film war...

inga von k said...

sneaky:)